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Nebelnetze in Bolivien

Covid-19 sorgt für Projektunterbrechung

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    Die weltweite Ausbreitung der Corona-Pandemie hat auch vor den Grenzen Boliviens nicht haltgemacht. Bereits Mitte März 2020 wurde der Gesundheitsnotstand ausgerufen – das Corona-Virus legte das öffentliche Leben lahm. Der für April geplante Aufbau der ersten Nebelkollektoren in der Projektregion Alto Veladero musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

    Sauberes Trinkwasser durch Nebelkollektoren
    Gemeinsam mit der WasserStiftung und der Oswald Stiftung fördert die Münchener Rück Stiftung seit Herbst 2019 den Aufbau von Nebelnetzen in Bolivien. Dabei arbeiten wir eng mit der nordspanischen Hilfsorganisation Zabalketa zusammen, die bereits viel Erfahrung beim Einsatz von Nebelnetzen in Peru und Bolivien gesammelt hat. Zabalketa hatte unsere Ausschreibung gewonnen und das Projekt initiiert.
    In der Alto Veladero-Region am Fuße der bolivianischen Ost-Anden regnet es von April bis November nahezu gar nicht. Flüsse und Quellen trocknen aus, Trinkwasser muss rationiert und auf langen Fußmärschen aus abgelegenen Bergquellen in die weit verstreuten Dörfer geholt werden. Zusätzlich zu dem Wassermangel leidet die Region unter Wasserverschmutzung. Die 14 neuen Nebelkollektoren sollen die Schule und die Dorfbewohner von Alto Veladero sowie die Bevölkerung des Dorfes Sivingalito mit Trinkwasser versorgen. Das neue Nebelnetzsystem soll nicht nur eine kontinuierliche und verlässliche Wasserversorgung in der Region gewährleisten, sondern auch die Wasserqualität verbessern. Neben der Trinkwasserversorgung kann das gewonnene Wasser auch in der Landwirtschaft für die Viehzucht und Pflanzenbewässerung verwendet werden. Es wird überall dringend gebraucht.
    Ankunft der Baumaterialien in Vallegrande
    Anfang des Jahres hatte noch alles sehr gut ausgesehen. Im Dezember 2019 war der große Materialtransport für 14 moderne CloudFisher, bestehend aus Netzgewebe, verzinkten Aluminiumstangen, Auffangrinnen und vielem mehr auf die lange Reise von Hohenbrunn in Bayern bis ins Hochland von Bolivien gegangen. Nach einigen logistischen Überraschungen und Herausforderungen sowie langwierigen Zollverhandlungen kamen die Materialien schließlich im März 2020 wohlbehalten in der Gemeinde Vallegrande an und wurden von unserem Projektpartner vor Ort, dem  Instituto de Capacitación del Oriente (ICO), in Empfang genommen. Die Baumaterialien mussten aber pandemiebedingt von ICO eingelagert werden und warten seitdem auf ihren Einsatz.
    Arrival of the construction materials in Vallegrande
    Die Baumaterialien für 14 CloudFisher wurden im März 2020 pandemiebedingt in Vallegrande eingelagert und warten seitdem auf ihren Einsatz.
    Wäre alles nach Plan gelaufen, hätte der Industriedesigner Peter Trautwein von der WasserStiftung zusammen mit dem Team von ICO Ende April 2020 die ersten Nebelkollektoren aufgebaut. Das ICO-Team hatte auch schon alles vorbereitet: Die Dorfbewohner und Vorsitzenden der Wasserkomitees wurden über die bevorstehenden Maßnahmen informiert, der Wasserbedarf der einzelnen Familien wurde ermittelt, die Einwilligungen der Grundstückseigentümer wurden eingeholt und vieles mehr. Aber Covid-19 machte einen Strich durch die Planungen.
    The water obtained can also be used in agriculture for livestock breeding and plant irrigation.
    Mitarbeiter von ICO vermessen den Verlauf der Wasserleitungen, die von den Nebelkollektoren in die Dörfer führen.
    Covid-19 stoppt Projektarbeiten
    Die wirtschaftliche, soziale wie auch politische Lage in Bolivien macht das Land leider besonders anfällig für die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Durch die verhängten Maßnahmen ist die Wirtschaft des Landes nahezu zum Erliegen gekommen. Krankenhäuser stießen bereits nach kurzer Zeit an ihre Kapazitätsgrenzen, das Gesundheitssystem ist seitdem überlastet. Die politische Lage ist wegen der immer wieder verschobenen Neuwahlen instabil. In der Projektregion Alto Veladero gab es bereits im März 2020 die ersten Infizierten, seitdem kommt es immer wieder zu Neuinfektionen. Unser Projektpartner ICO hat seine Büro- und Schulungsräume in Vallegrande den örtlichen Gesundheitsbehörden zur Verfügung gestellt. Sie sollen der Versorgung von infizierten Personen dienen. Die Mitarbeiter arbeiten zur Zeit überwiegend im Homeoffice und versuchen die Bevölkerung vor Ort soweit wie möglich zu unterstützen.
    Angesichts der momentanen Situation im Land ist der Aufbau der Nebelkollektoren vor Ort aktuell leider nicht möglich. Wir sind in engem Austausch mit unseren Projektpartnern Zalbalketa und ICO. Sobald es die Situation erlaubt, soll es wie geplant weitergehen. Dann können die Menschen in der Alto Veladero-Region endlich von den Nebelnetzen profitieren und sauberes Nebelwasser trinken.
    22. September 2020, Martina Mayerhofer und Nora Fingado