Seit 2020 müssen alle Länder, die die Paris-Vereinbarung 2015 unterzeichnet haben, ihre selbstgesteckten Klimaziele (NDCs) umsetzen. Dafür hatten sie diese verpflichtend an das Klimasekretariat (UNFCCC) zu kommunizieren. Analysen der Ziele zeigen, dass wir uns zu langsam bewegen. Sie reichen nicht aus, um auf einem 1,5 bis 2-Grad-Pfad zu bleiben. Auch das Bundesverfassungsgericht hat diesen Analysen zugestimmt und Klagen von Jugendorganisationen Ende April Recht gegeben. Die deutsche Bundesregierung muss ihre Ziele verschärfen und darf Maßnahmen nicht zu weit in die Zukunft verlegen! Auch das neue Klimagesetz greift mit nachgeschärften Zielen hier noch zu kurz.
Wo einzelne Staaten bei der Umsetzung der SDGs und der Pariser Ziele an ihre Grenzen stoßen, kann Deutschland mit bilateralen oder multilateralen Partnerschaften die notwendige Transformation zu Netto-Null-Emissionen und resilienten Gesellschaften unterstützen. Auch Deutschlands eigene Ambition kann dadurch gesteigert werden.
Rixa Schwarz
Germanwatch
Teamleiterin Internationale Klimapolitik
Wie kann man die Ziele ambitionierter gestalten?
Um unser Klima besser und effizienter zu schützen, gibt es viele Ansatzpunkte – ebenso wie für den Schutz der Betroffenen vor den Folgen des Klimawandels. Eine Möglichkeit besteht darin, Partnerschaften mit anderen Ländern einzugehen. Gemeinsam können ungenutzte Potenziale entdeckt und auch genutzt werden. Vehikel dafür sind Technologietransfer, aber auch Wissens- und Erfahrungsaustausch. Konkret: Deutschland hat mit den Erfahrungen bei der eigenen Energiewende viel beizutragen. Wissen und Technologie hierzu kann etwa in Indien, was noch massiv am Kohlestrom hängt, Emissionseinsparungen bewirken. In vielen Regionen Indiens arbeitet man an modernen Mobilitätskonzepten vor allem im urbanen Raum. Damit können Individualverkehr reduziert und somit auch CO2-Emissionen gesenkt werden. Gerade im Verkehrsbereich muss Deutschland aufholen. Hier sieht man kaum Emissionsminderungen in den letzten Jahren und Deutschland könnte von internationalen Erfahrungen profitieren. In diesem Handlungsfeld der bilateralen Partnerschaften war die PAREMIA-Studie von Germanwatch angesiedelt.
Anhand eines Tachos zeigt die Studie auf, wie klimaresilient und klimaschützend das untersuchte Land aufgestellt ist. Die Handlungsempfehlungen rechts werden im Detail weiter erklärt.
Wer definiert die Partner?
Um zu schnellen Erfolgen zu kommen, die dringend nötig sind, sollte Deutschland nach Partnern suchen, die bereits Bereitschaft zur Kooperation signalisiert haben. Das Bundesministerium für Umwelt (BMU) sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) haben in der Vergangenheit bereits Länderkandidaten identifiziert, mit denen eine engere Zusammenarbeit sinnvoll erscheint. Darauf aufbauend hat die Germanwatch-Studie ihre Analyse-Länder ausgesucht. Aus dieser Gruppe wurden drei Länder (Chile, Indien, Südafrika) selektiert, mit denen man in genauere Diskussionen getreten ist. Vertreter*innen der jeweiligen Regierungen und andere Akteure des Klimaschutzes und der Resilienz standen Rede und Antwort. Entstanden ist eine Reihe an Handlungsempfehlungen, die nun in politische Entscheidungen mit einfließen sollen.
Wissenschaft und Politik müssen hier zusammenarbeiten. Wir können Studien wie PAREMIA gut nutzen, um eigene strategische Überlegen nachzujustieren und politische Entscheidungswege zu untermauern. Die Studien müssen aber gut, präzise und mit einem klaren Blick auf ihre Praxistauglichkeit erstellt sein!
Dr. Philipp Behrens
Referatsleiter der Internationalen Klimaschutz Initiative IKI des BMU
Politische Zusammenarbeit ist nötig
Germanwatch hat die Studie zu PAREMIA gemeinsam mit der Münchener Rück Stiftung, dem BMZ und BMU in zwei getrennten Workshops Ende April vorgestellt. Die Analyse-Ergebnisse sowie die Handlungsempfehlungen wurden dort sehr gut angenommen. In vielen Bereichen decken sich die Ergebnisse mit bereits stattfindenden bilateralen Verhandlungen zwischen Deutschland und den Partnerländern. In manchen Bereichen kann die Studie jedoch neue Einblicke und Perspektiven bieten. Referatsleiter der Internationalen Klimaschutz Initiative IKI des BMU Dr. Philipp Behrens hob hervor: „Wissenschaft und Politik müssen hier zusammenarbeiten. Wir können Studien wie PAREMIA gut nutzen, um eigene strategische Überlegen nachzujustieren und politische Entscheidungswege zu untermauern. Die Studien müssen aber gut, präzise und mit einem klaren Blick auf ihre Praxistauglichkeit erstellt sein“
Hier können Sie die vollständige Studie herunterladen